Interview des TOP Magazin mit Dr. Jürgen Kaiser
Botox® – das „Wundermittel gegen Falten“ – hat sich auch bei übermäßiger Schweißbildung im Achselhöhlenbereich bewährt.
Ein feuchter Händedruck, dunkle Flecken unter den Achseln, das ständige Gefühl, unangenehm zu riechen – wer unter übermäßigem Schwitzen leidet, fühlt sich im Alltag gehandicapt. Zu den vielversprechendsten Therapien gehört die Behandlung mit Botulinumtoxin. Wir sprachen mit Dr. Jürgen Kaiser aus Roetgen über das wirksame Verfahren.
Dr. Kaiser, warum schwitzen wir?
Schwitzen ist eine ganz normale Funktion des Körpers zur Steuerung des Wärmehaushaltes. Jeder Mensch besitzt etwa zwei bis drei Millionen Schweißdrüsen, die an den Handflächen, Fußsohlen und in den Achselhöhlen besonders konzentriert sind. Wird es uns zu warm, wird die Schweißausscheidung angeregt, um über diese Sekretion den Körper zu kühlen.
Also eine ganz natürliche Sache. Ab wann spricht man denn von einer krankhaften Schweißbildung?
Da sind die Übergänge – ohne ein anzügliches Bild nutzen zu wollen – fließend. Normalerweise schwitzt man täglich ca. einen halben Liter aus. Bei manchen Menschen ist die Schweißmenge jedoch vier bis sechs Mal so groß, selbst wenn sie sich nicht körperlich angestrengt haben. Die Ursachen für ihre Hyperhidrosis, so der medizinische Ausdruck für die Überfunktion der Schweißdrüsen, sind noch nicht genau geklärt. Fest steht nur, dass die Störung häufig anlagebedingt ist. Organische Ursachen, beispielsweise eine Schilddrüsenüberfunktion, sind eher selten und können durch entsprechende Untersuchungen ausgeschlossen werden.
Führt die Hyperhidrosis denn zu weiteren körperlichen Beeinträchtigungen?
Die Hyperhidrose bedeutet für die Betroffenen vor allem eine psychische Belastung, doch die sollte man nicht unterschätzen. Denn die offensichtlichen Schwitzattacken, die durch die kleinsten emotionalen Ereignisse ausgelöst werden, empfinden die Patienten als so unangenehm, dass die einfachsten Dinge des alltäglichen Lebens, wie ein chices Kleid zu tragen, zu einer unüberwindlichen Hürde werden können. Die ständige Unsicherheit – Sind schon Schwitzränder zu sehen? Falle ich etwa durch meinen unangenehmen Geruch auf? – hat schließlich Auswirkungen auf das gesamte soziale Umfeld. Viele Betroffene meiden den Kontakt zu anderen Menschen aus Angst, abgelehnt zu werden. Insofern ist der Leidensdruck sehr groß.
Und wie kann Botox® den Betroffenen helfen?
Bei Hyperhidrose gehört Botulinumtoxin – so der korrekte Name – seit einigen Jahren zu den vielversprechendsten Therapien. Wenn dieses Nervengift in die Stellen injiziert wird, in denen die Schweißdrüsen konzentriert sind (also insbesondere in die Achselhöhlen), unterbricht es die Signale von den Nerven zu den Schweißdrüsen, so dass die überaktiven Zellen regelrecht lahmgelegt sind. Die Patienten können sich also erstmals ganz sicher fühlen, nicht bei jeder Gelegenheit ins Schwitzen zu geraten. Im Laufe der zeit baut sich das Botulinumtoxin dann wieder ganz natürlich im Körper ab, die Wirkung ist also rückläufig. Nach circa einem halben Jahr muss die Behandlung daher wiederholt werden.
Und die Verträglichkeit?
Es kann zu ganz geringfügigen Nebenwirkungen kommen, die nach wenigen Tagen abklingen, etwa Schwellungen oder Rötungen. In regelmäßigen Informationsveranstaltungen kläre ich die Patienten (nach telefonsicher Voranmeldung) darüber auf, die nächste findet am 31.7. um 11 Uhr in meiner Praxis statt. In der Medizin wird Botulinumtoxin aber bereits seit vielen Jahren bei verschiedenen Erkrankungen erfolgreich eingesetzt und hat sich insbesondere in der Neurologie oder in der Augenmedizin hervorragend bewährt. Vor etwa zehn Jahren hat dann auch die kosmetische Medizin das Botulinumtoxin entdeckt, ich selbst verwende es erfolgreich zum Glätten von Stirn- und Augenfalten. Insofern kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen, dass Botox® ein wirksames, gut verträgliches Mittel ist – und so zuverlässig, dass die Medikamentenkosten bei der Achselbehandlung sogar von den Krankenkassen übernommen werden.